In keinem anderen Land wird soviel assembliert wie in Deutschland. Doch auch hierzulande geht die Anzahl der Händler mit Eigenfertigung stetig zurück. Vor allem mit eigens für Nischenanforderungen konfigurierten Desktop-PCs können assemblierende Händler noch Geschäft machen. Bei neuen Formfaktoren, wie Ultrabooks und Tablets, geht dagegen nichts mehr.
Die Zeiten, da in Deutschland Assemblierer den PC-Markt entscheidend mitprägten, sind vorbei. Noch im Jahr 2005 dominierten laut einer damaligen Erhebung der CRN-Langzeitstudie »Channeltracks« PCs in Eigenfertigung mit 36,8 Prozent das Desktop-Angebot. In den folgenden Jahren setzte aber ein Konsolidierungsprozess ein, in dessen Verlauf die Anzahl assemblierender Händler schnell und stark zurückging.
»Die Anzahl der assemblierenden Händler nimmt weiter kontinuierlich ab«, berichtet beispielsweise Siewert & Kau-Vertriebsleiter Yves Plaire. Der Bergheimer sieht in diesem Absatzkanal einen seiner Hauptzielmärkte: »Da der Vertrieb von PC-Komponenten noch immer zu unseren Kernkompetenzen zählt, sind wir entsprechend auch auf Assemblierer und deren Anforderungen ausgerichtet.« Leider müsse man aber feststellen: »Immer weniger Händler sind bereit, den für eine PC-Assemblierung notwendigen Aufwand zu betreiben bei vergleichsweise geringen Ertrag.« Einstmals konnten die Assemblierer gegen die A-Brands, wie Hewlett Packard, Fujitsu oder Dell, vor allem auch preislich punkten, dies sei aber nicht mehr gegeben: »Die A-Brands wie zum Beispiel Dell machen ihre Ware über die Distribution auch für kleinere Händler zu marktgerechten Preisen verfügbar. Hier braucht der Händler keine Garantierückstellungen zu bilden und darüber hinaus ist das Preisgefüge meist besser als eine Eigenintegration. Das heißt, der somit entstehende Preisdruck erlaubt es den Händlern nicht mehr, Standard-PC-Systeme profitabel zu verkaufen«, erklärt Plaire.
Neben den A-Brand-Herstellern hätten sich darüber hinaus auch einige Online-Anbieter etabliert, die ebenfalls deutlich preisaggressiver als Reseller mit Eigenfertigung anbieten könnten. Ein weiterer Grund für das rückläufige Assemblierer-Geschäft sei, dass sie die A-Brands ihren Service deutlich verbessert hätten: »Heute bieten die großen Hersteller einen flächendeckenden und schnellen After-Sales-Service. Dieser schnelle Service war früher das ausschlaggebende Argument für den Kauf einer Eigenmarke«, sagt der Siewert & Kau-Manager. Und nicht zuletzt sprächen die vielen Abgaben bei der PC-Herstellung und der damit zusammenhängende bürokratische Aufwand gegen eine Assemblierung.
Auch beim Kölner Distributor B.Com verzeichnet man einen deutlich Rückgang bei der Kundenanzahl im Assemblierer-Segment: »Viele Händler nehmen verstärkt die Built-to-Oder (BTO)-Dienstleistungen der großen Assemblierer oder Distributoren in Anspruch. Zudem wird auch mehr auf Serien-PCs zurückgegriffen. Die Auswahl ist ja durchaus reichlich«, weiß B.Com-Vertriebsleiterin Roonak Emami zu berichten. Auch sie stellt fest: »Die rückläufige Zahl hängt mit dem Wunsch nach geringerer Ressourcenbindung und Risikominimierung zusammen. Selbst zu assemblieren, ist nicht mehr so lohnend. Die Margen sind geringer geworden und die großen Assemblierer können aufgrund ihrer Volumen Komponenten einfach günstiger erhalten.« Auch die PC-Eigenmarken der beiden Distributoren stehen bei Resellern nach wie vor hoch im Kurs: »Mit unserer Eigenmarke Lunar sind wir in der Lage, den Kunden flexible Lösungen anzubieten, da wir über eine große Auswahl von PC-Komponenten in unserem Sortiment verfügen«, sagt dazu Yves Plaire. Und Roonak Emami erklärt: »Unsere Eigenmarke ist in diesem Bereich eine hochwertige und doch preisgünstige Alternative zu fertigen Systemen. Mit einem Partnerunternehmen bauen wir assemblierte Systeme, die voll auf die Bedürfnisse der Kunden abgestimmt sind.«